Madlen Baumann

In mir lebt eine Unruhe. Sie begleitet mich schon mein ganzes Leben. Sie ist leise, aber unaufhörlich. Ein inneres Vibrieren, das mich selten zur Ruhe kommen lässt. Ich habe gelernt, damit zu leben. Doch ich habe auch etwas gefunden, das mich für einen Moment davon befreit: Ton. Wenn meine Hände in Ton greifen, wird alles still in mir. Dann verlangsamt sich die Welt. Dann bin ich nicht mehr zerrissen, nicht mehr getrieben – dann bin ich ganz da. Ich brauche das. Nicht als Hobby, nicht als Ablenkung. Sondern als Sprache. Als Verbindung. Als Möglichkeit, das auszudrücken, was sich in mir nicht in Worte fassen lässt. Ich habe mir alles selbst beigebracht. Kein Studium, kein Meistertitel, kein Lehrplan. Nur Neugier. Gefühl. Scheitern. Wiederholen. Weiteratmen. Meine Werkstatt ist mein Lernraum. Meine Fehler sind meine Lehrer. Ich nehme Ton in die Hand – und lerne, wer ich bin. Ich arbeite langsam. Unruhig, aber fokussiert. Ich drehe an der Scheibe. Ich baue mit der Hand auf. Ich lasse entstehen. Nichts wird in Serie gefertigt. Jedes Stück ist einzeln gedacht. Geformt mit einer Idee – oder einfach aus einem inneren Drang heraus. Und manchmal auch aus dem tiefen Wunsch, für einen Moment Ruhe zu finden. Es gelingt nicht immer. Manchmal entstehen Dinge, die nicht stimmen. Dann kommt wieder diese Unruhe. Aber sie hält mich nicht auf – sie treibt mich an. Ich mache weiter. Bis ich spüre: Jetzt ist es rund. Jetzt darf es so sein, wie es ist. Ich liebe das Imperfekte. Weil es ehrlich ist. Weil es lebendig ist. Weil es dem Leben näher ist als jedes glatt geschliffene Ideal. Ein kleiner Riss in der Oberfläche. Eine asymmetrische Wölbung. Ein rauer Übergang. Für mich sind das keine Makel – es sind Spuren. Zeichen davon, dass etwas mit Hingabe gemacht wurde. Von Hand. Von einem echten Menschen. In einer echten Zeit. In meinem Studio MABA entstehen Vasen, die leise sprechen. Sie fordern keine Aufmerksamkeit, aber sie halten sie. Sie erzählen von Ruhe und Kraft, von Verletzlichkeit und Klarheit. Von dem Wunsch, nicht perfekt zu sein – aber echt. Sie sind gemacht für Menschen, die spüren. Für Menschen, die in der Stille etwas finden. Für Menschen, die den Dingen erlauben, sie zu berühren. Manche meiner Stücke sind ruhig und sanft, andere kraftvoll und roh. Ich arbeite mit verschiedenen Brennarten – was zählt, ist nicht die Technik, sondern das Gefühl. Ich entscheide mit dem Blick, mit der Hand, mit dem Bauch. Nicht mit Regeln. Was ich tue, ist nicht geplant. Es ist gewachsen. Ich forme Ton – aber eigentlich forme ich mich selbst. Und manchmal entsteht dabei etwas, das bleiben darf. Etwas, das zwischen Menschen wandern darf. Von meinem Tisch zu deinem Raum. Etwas, das berührt. Ich bin Madlen. Ich bin MABA. Und du bist willkommen.